Montag, 6. September 2010
Besuch vom König
Mein lieber Thilo Sarrazin, werter Genosse und Freund,


Bedauerlicherweise kann mich Heute leider nur kurz an Sie wenden, die Geschäfte des gestrigen Tages haben mich doch zu sehr in Anspruch genommen, und darüber hinaus lies mich dann die gute Fatima auch noch die ganze Nacht kein Auge zutun!

Fatima


Trotzdem will ich es auf keinen Fall versäumen schnell noch ein paar Zeilen an Sie zu richten, zu wichtig erscheinen mir die gestrigen Ereignisse und die Dinge die ich unsere Sache betreffend in Erfahrung bringen konnte!

Gestern erhielt ich - völlig überraschend und nach langer Zeit zum ersten Mal - Besuch von einem alten Freund und Weggefährten.

Niemand geringerer als seine Majestät König Alfons der Viertelvorzwölfte, Herrscher über das Reich Lummerland, und, wie ich Ihnen versichern kann, ein großer Staatsmann und hervorragender Lenker der Geschicke seines Reiches, lies mir die große Ehre zuteil werden mir höchstpersönlich seine Aufwartung zu machen !

König Alfons der Viertelvorzwölfte


Sie können sich vorstellen das die Aufregung erst einmal gewaltig war, auch ich habe schließlich nicht alle Tage die Ehre eine derart hochkarätige und herausragende Persönlichkeit in meinem bescheidenen Refugium empfangen zu dürfen.

(Die gute Fatima legte sich dann auch mächtig ins Zeug was die Bewirtung unseres Gastes betraf, Sie versteht es wirklich wie keine Zweite solche Dinge auch unvorbereitet perfekt zu organisieren, und von ihren anderen Qualitäten will ich hier gar nicht erst sprechen)

Wie auch immer, das Eis brach schnell, und nach den üblichen eher langweiligen Protokollen ergab sich für mich die Gelegenheit mit seiner Majestät bei einer guten Havana - der König liebt Cohibas über alles, falls Sie einmal Gelegenheit haben sollten seine Majestät bewirten zu können -
ein wenig unter vier Augen zu plaudern!

Ich konnte ihm natürlich auch unsere Sache, dieses leidige Migrantenproblem schildern, und nun, nun halten Sie sich bitte fest:

Vor gar nicht allzu langer Zeit sah sich das Reich Lummerland mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert!

Lummerland


Ich will, mein verehrter Herr Sarrazin, nun einmal versuchen ihnen die Ereignisse auf Lummerland etwas verkürzt darzustellen, und zwar genau so wie seine Majestät mir diese gestern Abend persönlich unter vier Augen zu Schildern geneigt war:

Es beginnt damit, das ein in seiner Heimat verfolgter junger Mohr namens Jim Knopf - eine ganze Bande blutrünstiger Schergen die sich "die wilde 13" nennen ist hinter dem armen Kerl her -, auf Lummerland um Asyl ersucht und dieses auch gewährt bekommt.

Er bezieht zunächst Transferleistungen, eine gewisse Frau Waas nimmt sich seiner an, und was dann seinen Lauf nimmt kann man mit Fug und Recht als einen geradezu mustergültigen Integrationsprozess bezeichnen.

Mit dem Nötigsten versorgt erhält der Migrant Jim Knopf nun zunächst eines der kostbarsten Güter welche die zivilisierte Welt zu vergeben hat, mit einem Wort: Bildung.

Migrant Jim Knopf mit "FAZ"


Nun erfolgt ohne großen Verzug der nächste logische Schritt der Integration, ein Ausbildungs, bzw. daran anknüpfend im gleichen Betrieb ein fester Arbeitsplatz, und zwar wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht - sie müssen verzeihen mein lieber Herr Sarrazin, es wurde spät und neben den erwähnten Cohibas floss auch der ein oder andere Cognac durch meine und seiner Majestät`s Kehlen - in der Transportbranche, bei einem gewissen "Lukas dem Lokomotivführer".

Migrant Jim Knopf an seinem neuen Arbeitsplatz


Nun vollständig in seine neue Heimat integriert
schlagen unser Migrant und seine neuen Landsleute die blutrünstigen Schergen, die schon erwähnte "Wilde 13", in einem Krieg für die gerechte Sache vernichtend, und an diesen Erlebnissen und Taten deutlich gereift, holt unser Migrant Jim Knopf nun auch seine Frau, die Prinzessin Li - Si, in seine neue Heimat!

Jim Knopf und Li Si ( voll integriert )


Sie sehen also, dieser ja relativ kleine und leicht verwundbare Inselstaat hat in seiner jüngeren Geschichte gleich zweimal einen sprunghaften und plötzlichen enormen Anstieg von Migration verkraftet, und das, wie mir seine Majestät versicherte, ohne nennenswerte Einbußen für die native Bevölkerung oder gar seine Majestät persönlich.

(Schon bei der Ankunft von Jim Knopf stieg der Anteil von Migranten an der Bevölkerung Lummerlands ja sprunghaft auf fast 17%, durch den späteren Zuzug der Prinzessin Li Si gar auf sagenhafte 25% !)

Entwicklung Lummerlands unter Migrationsgesichtspunkten


Wie Sie auf dem obigen Schaubild unschwer erkennen können, sank die politische, wirtschaftliche, und soziale Stabilität auf Lummerland zwar jedes mal kurzfristig nach so einem Migrationsschub, stieg dann aber relativ schnell wieder an und erreichte jeweils einen höheren Stand als vor der Migration von Jim Knopf bzw. der Prinzessin Li Si.

Vor einigen Monaten überstieg der *A1145-Index,
der Alfons der Viertelvorzwölfte Index, also die entscheidende Kennzahl für die allgemeine Lebensqualität in Kombination mit dem Wohlbefinden seiner Majestät, zum ersten Mal in der ruhmreichen Geschichte dieses kleinen Inselstaates die legendäre 10000er Marke, trotz, oder vielleicht ja auch gerade wegen des enorm hohen Migrantenanteils von 25%.

Aus diesem Anlass wird seine Majestät übrigens in Bälde ein großes Fest auf Lummerland veranstalten, und - was ich kaum zu hoffen wagte - seine Majestät hatte die Güte auch mich, wohl auch ein wenig aus Sentimentalität um der alten Zeiten willen, zu diesem Feste einzuladen.

Bedauerlicherweise ist es mir nicht möglich noch weitere
Gäste nach Lummerland mitzubringen, die Platzverhältnisse dort sind eben leider nicht so großzügig wie andernorts, und so muss ich wohl oder übel alleine dorthin reisen.

Selbstverständlich werde ich seiner Majestät Ihre untertänigsten Empfehlungen aussprechen, denn, wer weis, mein lieber Herr Sarrazin, wer weis, vielleicht ergibt sich ja schon früher als sie jemals zu hoffen gewagt hätten eine Gelegenheit das auch Sie, werter Freund, seiner Majestät einmal persönlich Ihre Aufwartung zu machen in der Lage sein werden, denn Sie streben ja eindeutig nach Höherem, wie mir verlautet wurde.

Die Ereignisse auf Lummerland sind übrigens von einem namhaften Chronisten, einem äußerst fähigen Mann namens Michael Ende, in minutiöser Manier und allen Details festgehalten worden.

Michael Ende, Lummerländer Chronist mit Band 1+2 seiner Chronik



Seine zwei Bände umfassenden Ausführungen sind unter dem Titel "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", sowie "Jim Knopf und die Wilde 13", im einschlägigen Buchhandel erhältlich, und ich kann Ihnen, werter Herr Sarrazin, und auch allen anderen Personen die sich ernsthaft mit dem Thema Migration zu befassen wünschen, die Lektüre dieses herausragenden Werkes nur wärmstens ans Herz legen!

Die parallelen zu den Verhältnissen in unserem Vaterland brauche ich Ihnen wohl nicht weiter zu erläutern, zu offensichtlich scheint das Ganze:

Jim Knopf _______ Migrant
Prinzessin Li Si ____ Nachziehende Verwandte von Migrant
Frau Waas _______ Sozialsystem
Lukas der Lokf. ___ Deutscher Arbeitgeber
Wilde 13 ________ Schurkenstaat
Kampf Wilde 13 ___ Intervention in Schurkenstaat

Sie sehen also, mein lieber Herr Sarrazin, das
"Modell Lummerland" könnte auch für unser geliebtes Vaterland die Lösung sein!

Ich persönlich, in dieser Hinsicht musste mir auch seine Majestät zustimmen, sehe eigentlich nur ein Problem, nämlich die fehlende Parallele zu seiner Majestät König Alfons dem Viertelvorzwölften.

Es ist eben immer wieder der gleiche Ärger, diese wehleidigen Demokraten machen alles viel schwieriger als es sein müsste, und das Beispiel Lummerland macht gerade im direkten Vergleich mit unserem Land wieder einmal die generelle Unterlegenheit demokratischer Systeme überdeutlich, wie Sie mir sicher zustimmen werden.

In der Tat, mein lieber Herr Sarrazin, wer weis, vielleicht sieht Ihre Zukunft ja schon bald so aus:




Es wird nun höchste Zeit für mich diese Zeilen zu schließen, die gute Fatima ist schon vor Stunden zu Bett gegangen, sichtlich beleidigt das ich ihr nicht unverzüglich ins Schlafgemach folgen wollte.

Fatima


Zu wichtig allerdings schienen mir die gestrigen Ereignisse und meine Gespräche mit seiner Majestät, und ich hielt es geradezu für meine vaterländische Pflicht Sie umfassend und ohne Verzug über alles zu informieren!

(Ich werde der guten Fatima morgen wohl das Ohrgehänge beschaffen müssen, nach dem die Gute schon länger schielt, das wird ihr Temperament wieder ein wenig beruhigen, hoffe ich!)

Ohrgehänge


So werde ich wohl die Nacht hier im Herrenzimmer in meinem Sessel mit einer für heute letzten Cohiba vor dem Kamin verbringen, Sie sehen also, mein lieber Herr Sarrazin, auch ich habe, salopp ausgedrückt, mein Päckchen zu tragen!

Cohiba


Ihnen aber, mein werter Herr Sarrazin, sei nochmals die Lektüre des erwähnten Werkes wärmstens empfohlen, ich verbleibe bis auf weiteres und in der aufrichtigen Hoffnung Ihnen bei ihrer Sache zumindest ein wenig hilfreich gewesen zu sein,

mit vorzüglicher Hochachtung und wie immer herzlichst, Ihr

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